White Shark

Vor einigen Jahren, besuchte ich Robert Schweissgut in Elbigenalp, da ich zu dieser Zeit sehr intensiv einige seiner Modelle flog. Darunter waren sowohl Brett- wie Pfeilkontruktionen. Sehr ans Herz gewachsen war mir der Zorro-Speed, denn mit diesem kompakten 2 Meter Modell musste ich mich vor den Leitwerk-Modellen nicht verstecken (damals wurden bei uns noch keine F3B Modelle geflogen). Mit der Zeit wuchs aber der Gedanke, einen grösseren Nurflügel zu bauen. Bei diesem Besuch bei Robert, sah ich einen wunderschönen Rumpf (noch in Holz) auf der Werkbank liegen. Nach begutachten dieses Teils, hatte ich mir im Kopf schon ein Modell zusammengestellt. Nach einigen Wochen, erhielt ich von Robert ein GFK Exemplar dieses eleganten Rumpfes.

Nun durchstöberte ich die Profildatenbank nach einem brauchbaren Profil. Als ideal erschien mir das EH2510. Anschliessend wurde eine Skizze der Fläche angefertigt. Als Spannweite wählte ich 370ccm, Wurzeltiefe innen 27cm, aussen 10cm. Und weils so schön aussieht, wurden die letzten 30cm der Fläche abgesägt und mit einer V-Form von 3° wieder angeklebt. Pro Fläche wurden innenliegende Höhenruder und aussen die Querruder ausgeschnitten. Das Resultat seht ihr auf diesem Bild.

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Nun gings an den Hang zum Einfliegen. Was ich da in diesen 30 Minuten erlebt habe, war für mich niederschmetternd. Nach herausnehmen von Blei, konnte ich das Modell mit dem innenliegenden Höhenruder auf Kurs halten. Ohne betätigen der Querruder legte das Modell ordentlich an Fahrt zu. Aber beim einleiten einer Kurve bäumte sich die Fläche weiter auf bis die Fahrt wieder weg war. Dannach folgte ein Strömungsabriss, der nach ca. 20 Meter Höhenverlust abgefangen werden konnte. Nun mischte ich den Querrudern noch Höhe dazu. Das Verhalten um die Längsachse besserte sich ein bisschen. Aber richtig Freude kam mit Auslegung nicht auf.

Mit der Einsicht, dass innenliegende Höhenruder und V-Form an einem Brettnurflügel nichts verloren haben, zeichnete ich mir einen neuen Flügel. Als Profil wählte ich wieder das EH2510, Spannweite 300cm, Wurzeltiefe innen 27, aussen 15cm. Ich wollte nur noch ein Ruder pro Flächenhälfte einbauen. Damit hält sich auch der Bauaufwand in Grenzen. Als Steckung kam ein 14mm Kohlerundstab zum Einsatz. Wurzel und Stützrippen wurden auf der Step-Four Fräse aus 4mm Birkensperrholz hergestellt. Als Aufnahmerohre in der Fläche für den Kohlestab, konnte ich auf billige Alurohre aus dem Hobby-Markt zurückgreifen. Unter das Furnier wurde ganzflächig eine Lage 80g Glasgewebe aufgelegt. Zusätzlich habe ich einen 50cm langen Spickel Gewebe ausgeschnitten, und diesen dann über die Steckung aufgelegt. Anschliessend konnte ich den Schaumleim auf das Furnier mit dem Zackenspachtel auftragen. Nun konnte ich das Furnier auf den mit Glasgewebe belegten Positivkern legen und mit Folie abdecken (damit wird das verkleben von Furnier und Negativkern vermieden). Nun musste nur noch der Negativkern ausgerichtet und mit Stecknadeln fixiert werden. Anschliessend konnte ich die Flächenpresse schliessen und festschrauben. Nach ca. 5-6 Stunden kann an der Fläche wieder weitergearbeitet werden. Als Nasenleiste verwende ich Abbachiholz. Diese stelle ich selber her, indem ich im Holzhandel Saunalatten besorge und diese dann auf der Kreissäge in 7mm breite Streifen schneide. Nun kommt der Handhobel zum Einsatz, um die doch recht massive Leiste auf Form zu bringen. Das schleifen der Fläche und der Nasenleiste erledige ich mit einem Schwingschleifer mit 80er Korn. Um anschliessend die Nasenleiste genau auf Form zu schleifen, habe ich einen 50cm langen Schleifklotz hergestellt, auf dem ich mit Doppelklebband 80er Schleifpapier aufklebe.

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Nun können die Ruder auf der Bandsage eingeschnitten und den Querschnitt erledigte ich auf der Dekupiersäge. Ruder und Fläche wurden mit 2mm Balsa verkastet. Das anpassen der Fläche an den Rumpf konnte nun in Angriff genommen werden. Als Torsionsstift verwende ich 5mm Zylinderstifte, die genau in ein durchgehendes Messingrohr passen. Als Flächenhalterung wird das schon seit vielen Jahren bewährte und aus der Möbelindustrie stammende Teil benutzt (wird heute von vielen Modellbaufirmen angeboten, aber im Fachgeschäft (Beschläge) viel billiger zu haben ist).

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Die Fläche wurde anschliessend mit Oracover Folie bespannt. Da das Profil dick genug ist, können sogar Servos mit einer Dicke von 20mm eingebaut werden (bitte nur stellgenaue Qualitätsservos einbauen). Das fertige Modell konnte nun mit einem grossen Akku und ein paar Gramm Blei ausgewogen werden.

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Nun wollte ich wissen, ob das Schuften in der Werkstatt nicht für die Katze war. Da es an diesem Tag windstill war, wurde meine betagte Graupner E-Winde aufgestellt.

Mein Motto beim Einfliegen eines neuen Modelles lautet: "Teufel friss oder stirb".

Mit dem Trimmhebel wurden die Höhenruder ca. 2mm auf Höhe gestellt, den Ring am Haken eingehängt, die Winde voll vorgespannt, noch mal tief durchatmen und ab gings. Das Modell blieb ohne Korrektur auf Kurs und gewann schnell an Höhe. Was nun nach dem ausklinken passierte, übertraf meine Erwartungen vollkommen. Das Modell reagiert auf jede Bewegung mit dem Steuerknüppel spontan, ohne nervös zu wirken. Die Geschwindigkeit beim einfachen abgleiten war beachtlich. Die Landung setzte ich von weit her an und nach dem aufsetzen bemerkte ich erst, dass ich die letzten 30 Meter mit voll durchgezogenem Höhenruder geflogen bin. Das Modell schwebte langsam heran und hatte einen Anstellwinkel wie ein Militärjet. Beim zweiten Flug wollte ich die Ueberzieheigenschaften testen. Die Ruder sind bei Vollausschlag ca. 20mm angestellt und das Modell kann trotzdem nicht ins Trudeln gebracht werden. Die massive Bauweise erlaubt auch den harten Flugstil. Speedwenden wie ein F3B Segler, Loppings mit 20 Meter Durchmesser und bei genügend Gegenwind kann das Modell in der Luft parkiert werden. Wenn's zu langsam wird, nimmt der White Shark einfach die Nase runter, um sich wieder Fahrt zu holen.

Mit diesen sehr guten Eigenschaften, konnte ich getrost an den Hang gehen. Viele Kollegen wollten dieses Modell (Zitat: sieht wirklich nach Segelmodell aus) probefliegen und waren wegen dieses guten Handlings und der Flugleistung sehr überrascht.

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Technische Daten:
Spannweite 300cm
Profil EH2510
V-Form unbedingt 0° 
Gewicht ca. 2.3kg
RC 2 Servo (Achtung, auf stellgenaue Exemplare achten)
Download Skizze   Skizze (PDF)
Download Bauanleitung Bauanleitung (PDF)

Bei diesem üppigen Platzangebot im Rumpf, drängt sich sofort die Frage auf, ob's denn nicht auch elektrisch sein darf!

Natürlich geht das prima und mit einem anständigen Motor und ca. 10-12 Zellen, lässt sich dieser Flieger auch in der Ebene fliegen.

Viel Spass beim Fliegen und Bauen

Update White Shark

Wer an einem der zwei IG-Nurflügeltreffen mit dabei war, hat sicher bemerkt, dass ich wieder einen neuen White Shark mit dabei hatte. Auf den ersten Blick sieht's nicht anders aus als vorher, aber wie man so schön sagt, sei der Hund im Detail begraben. Die Flächengeometrie blieb gleich, aber als Profil verwende ich nun das EH15-10. Dieses Profil verleiht dem Flieger noch mehr Durchzug und im Rückenflug muss viel weniger gedrückt werden.

 

 

   

   Video (2.17MB) 

   
   
   
   

 

Update Nr. 2

Es heisst ja, "wer rastet, der rostet" und dies hab ich mir im Frühling 07 auch gesagt. Es musste wieder mal was neues in die Luft. Dem bereits vorhandenen GFK-Rumpf wurden neue Flächen verpasst. Die Spannweite legte ich bei 280cm fest und 4 Klappen sollten es auch sein (man muss ja schliesslich mit der Zeit gehen). Als Wurzelprofil wählte ich das EH1.5-10, und ab der ersten Knickstelle findet das EH1.0-9 seinen Platz. Eine Schränkung von -1.5° wurde auch beherzigt, denn mich stören Ruder die ständig aus dem Strak stehen. Ebenfalls neu sind die eingelassen Servoabdeckungen, die profilbündig abschliessen.

Die ersten drei Flüge, wenn man überhaupt von Fliegen sprechen kann, endeten fast mit einem Totalschaden, doch harter Bauweise sei Dank, ein gebrochener 14 Kohlerundstab und kleine Risse im Rumpf waren das Ergebnis.

Woran lag es, dass dieser Rodeo- Flug zustande kam? Ich hatte doch alles im Ranis eingegeben und den SP dementsprechend eingestellt??!!

Nun stellte ich den SP nach meiner Bauchgefühlmethode ein und verabredete mich mit Klaus, der an diesem Nachmittag bei strammer Bise am Motorfliegen war. Nach einem erneuten Rudercheck und Reichweitentest warf Klaus den Flieger mit laufendem Motor gegen den Wind. Die satte Leistung des Hyperionmotors liess den Nuri schön steigen. In ca. 300m Höhe wurde der Motor abgestellt um mal zu sehen, was nun Sache ist. Nun passte der SP, die Ruder im Strak (Schränkung sei Dank) und mit ca. 3kg Kampfgewicht ging das Teil ab wie die Feuerwehr. Der neue Profilstrak zeigte noch bessere Leistung als die oben erwähnten Versionen. Da soll mir doch einer sagen, dass man die EH-Profile getrost vergessen soll???!!!!

Der Aufwand für die 4 Klappenversion lohnt sich nur bedingt, denn ohne geht es auch gut. Zum Bremsen ist die Butterflystellung sicher vorteilhaft. Eine Beimischung der inneren Klappen zu den Querrudern ergibt eine grössere Agilität.

Eugen